Skizze des forschungssprojektes
VEnezia judaica – Das ‚jüdische Venedig' .
Literarisierung – Medialisierung – Musealisierung.
Die imagologische Einschreibung des Jüdischen in die Topologie Venedigs
kurzbeschreibung
Gegenstand des Forschungsprojekts ist die literarische Darstellung und (bild)mediale Inszenierung des venezianischen Ghettos sowie jüdischen Lebens in Venedig und der Terraferma in der europäischen Literatur, Kunst und Soziokultur vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In gleichermaßen literaturwissenschaftlicher, kunsthistorischer wie auch kulturanthropologischer Ausrichtung verfolgt die Untersuchung das übergreifende Ziel einer bislang noch nicht geleisteten rezeptionsästhetischen Würdigung des ‚jüdischen Venedig‘. In einem imagologischen Verständnis soll einer Einschreibung des ‚Jüdischen‘ in das venezianische Stadtbild nachgegangen werden. Die Termini ‚Literarisierung‘, ‚Medialisierung‘ und ‚Musealisierung‘ zeichnen dabei die Literarisierungs- und Visualisierungsprozesse venezianischen Judentums in Schrift- und Bildmedien sowie den aktuellen Umgang mit der Topografie und der religiös-kulturellen Substanz des Ortes nach.
Themenstellung und Ziele
Die Handelsmacht Venedig blickt auf ein reiches kulturelles jüdisches Erbe zurück. Bereits 1382 wurde die erste venezianische Condotta erlassen, die das Kreditwesen der jüdischen Geldverleiher in der Lagunenstadt regelte, 1386 wurde auf dem Lido ein eigener jüdischer Friedhof errichtet, dessen ältester Grabstein auf das Jahr 1389 datiert. Der heute nur noch in fragmentarisierter Form erhaltene Cimitero Ebraico inspirierte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe, Lord Byron, George Sand und Giovanni Prati. Das Ghetto in Venedig ist das erste europäische Ghetto überhaupt. Die im Stadtteil Cannaregio gelegene, vom Canale di Cannaregio und dem Rio di San Girolamo umschlossene Insel diente seit 1516 als abgeschlossener Wohnbezirk für die jüdische Bevölkerung Venedigs. Diese genoss im Vergleich zu den im übrigen Europa herrschenden Repressalien und Pogromen in der Lagunenstadt besondere Rechte, wiewohl auch hier Restriktionen den jüdischen Alltag dominierten (so z. B. die ab 1349 per Dekret eingeführten Zwangskennzeichnungen).[1] Seine dennoch vergleichsweise große Liberalität machte das venezianische Ghetto vor allem für verfolgte Levantiner zu einem attraktiven Ort, der durch die kulturelle Diversität seiner Bewohner einen polyglotten Charakter entwickelte (neben Venezianisch wurde im Ghetto Deutsch, Spanisch, Hebräisch und Jiddisch gesprochen). Architektonischer Ausdruck der verschiedenen kulturellen Volksgruppen sind die fünf bis heute erhaltenen Synagogen des Ghettos (Scola Grande Tedesca, Scola Canton, Scola Italiana, Scola Levantina, Scola Spagnola), die den verschiedenen ethnisch-religiösen Gruppierungen eine Ausübung ihres Glaubens ermöglichten. Im 17. Jahrhundert erlebte die Vielfalt jüdischen Lebens in der Lagunenstadt ihren kulturellen, wissenschaftlichen und ökonomischen Höhepunkt. Nach der Eroberung Venedigs durch Napoleon und den Untergang der Seerepublik wurden auch die Grenzen des Ghettos aufgehoben, die jüdische Gemeinde verlor sich in ganz Italien. Zu einer fast vollständigen Vernichtung jüdischen Lebens in Venedig führten die ab 1943 gezielt durchgeführten Deportationen von 200 Juden in die KZs nach Triest und Auschwitz. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich wieder eine ca. 500 Mitglieder zählende sefardische Gemeinde in Venedig angesiedelt, deren Einzugsgebiet das gesamte östliche Venetien umfasst. Die erhaltene historische Bausubstanz der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Synagogen (von denen heute im Rahmen einer Führung drei auch für nichtjüdische Besucher zugänglich sind) dient wieder in ihrer ursprünglichen Funktion als Unterrichts- und Sakralraum.
Die hier skizzierte historische Entwicklung jüdischen Lebens in Venedig legt folgende Schwerpunkte einer rezeptionsästhetischen Analyse nahe:
Anhand jüdischer Selbstzeugnisse (Modena, Calimani)[2] und jüdischer sowie nichtjüdischer Charakterisierungen (Grevembroch, Manzoni) in Form von Reisebeschreibungen (Coryate, Cladders), Autobiografien (Modena), Tagebüchern und Archivalien, Veduten (dei Barberi) und grafischen Darstellungen soll die Geschichte der Eigen- und Fremdwahrnehmung des venezianischen Ghettos ab dem 17. Jahrhundert aus kulturanthropologischer Perspektive nachgezeichnet werden. Neben der soziokulturellen Historie, die auch das Verhältnis von Körper- und Raumbildern berücksichtigen soll (Sennett, Hettche, Brodsky), wird der spezifischen Topografie des Ortes Rechnung getragen: das Ghetto als kulturelle und merkantile Enklave innerhalb eines florierenden Staates, die aufgrund der extremen räumlichen Beschränkung eine singuläre Lebensform entstehen ließ. Deren äußere Erscheinungsform bildet die bis heute fast unverändert erhaltene Ghetto-Architektur, die aufgrund extremer Raumnot eine vertikale Ausdehnung verlangte. Daneben führte das Verbot, Synagogen auf jüdischen Grundstücken zu bauen, dazu, dass die Sakralbauten entweder auf den Dächern von Profanbauten errichtet oder ihre Fassaden nach dem Vorbild von Wohnhäusern gestaltet wurden. Auch im heutigen Stadtbild des venezianischen Ghettos sind die Synagogen für den Ortsunkundigen z.T. nur schwer zu identifizieren.
Diese in der Lagunenstadt einzigartige Architektur mit zum Teil achtstöckigen Gebäuden wurde auch literarisch gefasst und veranlasste beispielsweise Rainer Maria Rilke zu einer metaphysischen Deutung. In seiner „Szene aus dem Ghetto von Venedig“[3] setzt Rilke gegen das in Baedeker-Manier tradierte Venedigbild des konventionellen Bildungsbürgers[4] eine andere, individuellere, authentischere Form Venedigs – nämlich das Venedig des Ghettos: In der abseits der Touristenpfade hinter „gedrängte[n] Gassen und schwarze[n] verqualmte[n] Torgänge[n]“ gelegenen Topografie des Ghettos[5] siedelt Rilke die Geschichte von Melchisedech und seiner Enkelin Esther an. Die architektonische Besonderheit des Ortes[6] wird für Rilke zur Basis einer metaphysischen Gottesschau Melchisedechs, der die Angewohnheit besitzt, in das jeweils höchste Gebäude zu ziehen und schließlich das zu erblicken, was den übrigen Ghettobewohnern verborgen bleibt: „ein stilles, silbernes Licht“ am Horizont, „Das Meer“,[7] das nicht nur als metaphysische, sondern auch als historische Metapher für die sich im Text bereits andeutende Befreiung der Juden aus den Grenzen des Ghettos durch die napoleonischen Truppen zu lesen ist. Vorbild für Rilkes Geschichte ist nicht nur die gleichnamige jüdische Gestalt des Melchisedech aus Giovanni Boccaccios „Decamerone“ und Lessings Drama „Nathan der Weise“, sondern auch die Figur des Shylock aus Shakespeares Stück „Der Kaufmann von Venedig“. Die 1600 erstmals veröffentlichte Komödie, die den Diskurs um antisemitische Tendenzen (anders als noch Shakespeares Vorbild „The Jew of Malta“ von Christopher Marlowe) in die Lagunenstadt verlegt, bereitete den entscheidenden Schritt zur Literarisierung des venezianischen Judentums vor.
Entsprechend soll – basierend auf dem ersten großen Schwerpunkt des Projekts einer eher soziohistorisch motivierten Analyse der Dispositive von Raumrelationen, Raumdimensionen und Topografie – eine komparatistische Fokussierung auf die Literarisierung jüdischen Lebens in Venedig erfolgen. Ein Aufzeigen antisemitischer und philosemitischer Tendenzen in der literarischen, theatralen und kinematografischen Darstellung des venezianischen Juden Shylock ab dem 18. Jahrhundert, die sich bis in zeitgenössische Bearbeitungen verfolgen lassen (Pressler, Radford), soll einen der literatur- und medienwissenschaftlichen Schwerpunkte des Projekts bilden.
Neben Rilkes „Szene aus dem Ghetto“ bildet Heinrich Heines sensualistische Deutung der beiden Shakespeareschen Frauengestalten Jessica und Porzia im Rahmen seiner 1838 publizierten Sammlung über „Shakespeare’s Mädchen und Frauen“ den zweiten wichtigen Schlüsseltext deutschsprachiger Shylockrezeption.[8] Während Heine in den Reflexionen über Jessica zu einer allgemeineren Beurteilung der interreligiösen Differenzen seiner eigenen Zeit kommt, erfolgt im Porzia-Kapitel auf der Basis des Shakespeareschen Textes explizit eine Zusammenschau des ‚Jüdischen‘ und des ‚Venezianischen‘.[9] Hatte Rilke seine Ghetto-Erzählung bewusst ins 18. Jahrhundert vorverlegt, so schildert Heine einen Besuch im zeitgenössischen Ghetto von Venedig an Jom Kippur, das ihm zum Sinnbild der Situation der europäischen Juden im 19. Jahrhundert generell wird – personifiziert in der Shakespeareschen Gestalt des Shylock:
Trotz dem daß ich in der Synagoge von Venedig nach allen Seiten umherspähete, konnte ich das Antlitz des Shyloks nirgends erblicken. Und doch war es mir, als halte er sich dort verborgen, unter irgend einem jener weißen Talare, inbrünstiger betend als seine übrigen Glaubensgenossen, mit stürmischer Wildheit, ja mit Raserey hinaufstrebend zum Throne Jehovahs [...]! Ich sah ihn nicht. Aber gegen Abend [...] hörte ich eine Stimme, worin Thränen rieselten, wie sie nie mit den Augen geweint werden ... [...] Es waren Schmerzlaute, wie sie nur aus einer Brust kommen konnten, die all das Martyrthum, welches ein ganzes gequältes Volk seit achtzehn Jahrhunderten ertragen hat, in sich verschlossen hielt ... [...] Und diese Stimme schien mir wohlbekannt, und mir war, als hätte ich sie einst gehört, wie sie eben so verzweiflungsvoll jammerte: „Jessika, mein Kind!“[10]
Neben intertextuellen Bezügen sollen aber auch ikonotextuelle Interdependenzen in Form von Karikaturen, Illustrationen von Shakespeareausgaben und -inszenierungen Berücksichtigung finden. Auch auf der Bildebene erfolgt – neben einer sich rasch herausbildenden gemeinsamen Ikonografie, die Shylock die Attribute Waage[11] und Messer zuschreibt – eine Einschreibung des ‚Jüdischen‘ in die Topografie des venezianischen Stadtbildes, wie beispielsweise die Darstellung Macreadys als Shylock vor der eindeutig zu identifizierenden Architektur des Dogenpalastes zeigt. In diese Tradition einer wechselseitigen Durchdringung von Bühnen- und Stadtbild, einer Transferierung architektonischer Details der Lagunenstadt auf die Bühne und vice versa reiht sich beispielsweise auch der jüdische Künstler und Bühnenbildner Emanuele Luzzati ein: Eine Ausstellung unter der Schirmherrschaft der jüdischen Gemeinde Venedigs präsentierte einen Zyklus von Collagen mit dem Titel „Il Ghetto di Venezia visto da Emanuele Luzzati“. Der nicht zufällig bühnenbildhaft wirkende Charakter der Darstellung, der auf den ersten Blick an eine Inszenierung des ‚Jüdischen‘ in der Topografie des Ghettos denken lässt, nutzt ganz bewusst die Stadt als Bühne für die Interpretation jüdischen Lebens als integralem Bestandteil des venezianischen Alltags. Eine der Deutung Heines vergleichbare fiktive Situierung der Bühnengestalt Shylock in einer realtopografischen Darstellung Venedigs findet sich dagegen in William Turners Ölgemälde „The Grand Canal. Venice“. Erst der Ausstellungskatalog der Royal Academy von 1837 gibt Aufschluss darüber, dass die braun gekleidete Figur am rechten unteren Bildrand als Shylock mit Schuldschein in der Hand zu identifizieren ist und damit der Vedute eine ‚jüdische’ Signatur verleiht.
Die Durchdringung von Historizität und Fiktionalität bildet auch die Basis für die Analyse zeitgenössischer historischer Romane, die – obgleich einem eher populärkulturellen Genre entstammend – wichtige Dokumente eines aktuellen literarischen Umgangs mit der Geschichte der Juden in Venedig darstellen (Bayer, Dunant, Goldstein, Guiladi, Park, Pressler). Gerade sie betonen die Popularität eines historischen, literarischen und kulturanthropologischen Sujets, das in der öffentlichen Wahrnehmung (eines sich in der Perspektive eines gewöhnlichen Venedigreisenden explizierenden Venedigbildes) sonst eher eine redundante Rolle spielt. Dass die zeitgenössische Verbindung von ‚Jüdischem‘ und ‚Venezianischem‘ auf bildmedialer und literarischer Ebene sich nicht nur auf die deutschsprachige Populärkultur beschränkt, zeigen u.a. der Comic aus der Corto Maltese-Serie des italienischen Autors Hugo Pratt sowie der etwa zeitgleich erschienene Kriminalroman „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“. Der 1986 in der italienischen Originalausgabe unter dem Titel „L’Amante senza fissa dimora“ publizierte Roman des Autorenduos Fruttero und Lucentini projiziert in Gestalt des Fremdenführers David Ashver Silvera den Mythos des ewigen Juden Ahasver auf die Lagunenstadt und führt damit neben Shylock eine zweite wichtige Figur in den jüdisch-venezianischen Diskurs ein.[12]
Neben der Fiktionalisierung jüdischer Geschichte im Medium der Populärkultur stellt das venezianische Ghetto in der europäischen Literatur der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auch einen „wichtige[n] Ort europäischer Gedächtniskultur“ dar.[13] Andersch und Hinterberger thematisieren am Beispiel Venedigs die Gräuel des Nationalsozialismus, wobei der Topografie des jüdischen Stadtviertels explizit die mnestische Funktion eines Gedächtnisortes zugesprochen wird: Erst in der performativen Konfrontation mit der Realität des Ghettos wird eine Verarbeitung bisher verdrängter Erinnerungen möglich, wie sie beispielsweise von Hinterberger an einer zentralen Stelle seines Romans in freilich plakativer Form gestaltet wird.[14]
Die Analyse von Formen individueller und kollektiver Gedächtniskulturen im heutigen politisch-soziokulturellen Umgang mit dem venezianischen Ghetto soll abschließend näher auf Aspekte einer Musealisierung des Ortes eingehen. Besaß die Topografie des Ghettos bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts eher den „Charakter eines Freilichtmuseums“,[15] so ist heute eine Reaktivierung jüdischen Lebens in Form eines koscheren Restaurants, jüdischer Buchhandlungen, Läden und Galerien, einer koscheren Fleischerei, einer Matze-Bäckerei und eines jüdischen Altenheims zu beobachten. Die von Och / Bobzin an anderer Stelle aufgeworfene Frage nach einem adäquaten Umgang mit der Shoah und dem zerstörten jüdischen Leben (nicht nur in Deutschland)[16] stellt sich auch angesichts des heutigen Umgangs mit dem venezianischen Ghetto. Eine hohe Mauer mit Stacheldraht und das Relief „Der letzte Zug“ des litauischen Bildhauers Arbit Blatas am Campo de Gheto Novo gemahnen an die Deportationen während des Faschismus. Daneben gibt aber auch ein von der venezianischen Stadtverwaltung betriebenes jüdisches Museum, dem die sefardische Gemeinde Kultgegenstände als Ausstellungsobjekte zur Verfügung stellt, Aufschluss über die reiche Geschichte der Juden in Venedig. Der Frage nach der Überwindung des Konflikts zwischen einer Musealisierung des Ghettos, die stets der latenten Gefahr einer touristischen Banalisierung unterliegt,[17] und einem aktiven jüdischen Gemeindeleben soll deshalb abschließend unter kuratorisch-museumspädagogischen Vorzeichen nachgegangen werden, wobei auch vergleichbare oder konträre Konzepte anderer jüdischer Museen in die Analyse einzubeziehen sind.[18]
FORSCHUNGSSTAND
In den neueren Monografien zur literarischen Venedig-Darstellung (Corbineau-Hoffmann, Dieterle, Pellegrini, Schenk) findet die Rezeption des venezianischen Ghettos bisher keine Berücksichtigung. Zwar erfährt die lange Traditionslinie einer imagologischen Venedigliteratur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert eine umfassende und überzeugende Aufarbeitung, doch erfolgt keine thematische Schwerpunktsetzung auf die Topografie des venezianischen Ghettos. Auch in der seit 1992 existierenden „Jüdische Städtebilder“-Reihe des vom Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld gegründeten Jüdischen Verlags, in der in anthologischer Form europäische Städte mit einstmals größeren jüdischen Gemeinden (Prag, Krakau, Wien, Hamburg, Berlin, Budapest, Amsterdam etc.) literarisch porträtiert werden, erfolgte bisher keine Würdigung des jüdischen Lebens in Venedig. Ebenso lässt auch die wichtige dreibändige von Horch / Glasenapp herausgegebene Anthologie zur Ghettoliteratur wie auch die Monografie von Stoffers zum selben Thema eine Berücksichtigung des venezianischen Ghettos vermissen: Die Ursache hierfür ist vermutlich in der Konzentration der Studien auf die deutsch-jüdische Literaturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu suchen, wie allgemein in der Forschung bisher eine Vernachlässigung des deutsch-italienischen jüdischen kulturellen Austausches zu konstatieren ist:
Wir sind in Deutschland gewohnt, die Geschichte der Juden [...] stets von West nach Ost, bzw. Ost nach West nachzuvollziehen. Das Beispiel des Elia Levita Bachur [eines bedeutenden, ursprünglich aus Franken stammenden Hebräisch-Gelehrten in Venedig. Anm. F.B.] zeigt jedoch, daß auch die Achsen Nord-Süd, bzw. Süd-Nord [...] einbezogen werden müssen. [Generell] fehlen systematische Untersuchungen zum intellektuellen und kulturellen Austausch sowie zum Wissenstransfer zwischen mittel- und südeuropäischer, zwischen aschkenasischer und sefardischer Welt. Denn neben der inzwischen längst bekannten Orientierung der jüdischen Gemeinden Deutschlands hin zum Osten finden geistige Austauschprozesse auch zum Süden statt, denen bislang nur in geringem Maße nachgegangen wurde.[19]
Auch auf kunsthistorischem Gebiet wies die viel beachtete Ausstellung in der Fondation Beyeler zum Thema „Venedig. Von Canaletto und Turner bis Monet“ vom 28.09.2008 bis 15.02.2009 in Basel, die die bildkünstlerische Darstellung Venedigs vom 18. bis zum 21. Jahrhundert verfolgte, (sowie der zugehörige Ausstellungskatalog) kein Beispiel einer bildkünstlerischen Interpretation des jüdischen Venedig auf. Zur Architektur des Ghettos (Carletto, Kessler) und seiner Sakralkunst (Sabar, Sandri / Alazraki) liegen wenige kürzere Aufsätze vor.
Die Schwerpunkte einer wissenschaftlichen Erforschung venezianischer jüdischer Identität und Kultur lagen bisher auf einem historiografischen Umgang mit der Geschichte des Ghettos, wie auch der Fokus der 2007 von Uwe Israel in Zusammenarbeit mit der Universität Ca’ Foscari Venedig organisierten Fachtagung zum Thema „Zwischenräume: jüdisch-christliche Lebenswelten unter venezianischer Herrschaft im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit“ beweist. Diese versuchte jedoch bereits in differenzierterer Form, Austausch- und Adaptionsprozesse zwischen der jüdischen Minorität und der christlichen Majorität im Venedig des 14. und 15. Jahrhunderts herauszuarbeiten.
Entsprechend reich präsentiert sich auch die Forschungsliteratur zur Geschichte des venezianischen Judentums: Neben Überblicksdarstellungen (Reinisch Sullam, Berg) gehen auch einige neuere historiografische Studien (Calimani, Cohen, Cozzi, Davis / Ravid, Finlay, Fortis, Milano, Steinbach) – mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung – detailliert auf die Geschichte des venezianischen Ghettos von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert ein und liefern damit ein breites historisches Fundament, auf dem die geplante kulturwissenschaftliche Studie aufzubauen vermag. Gerade diese Arbeiten zeigen auch „einen Weg durch das Dunkel unserer Erfahrung der 30er und 40er Jahre“ auf, „der uns den Blick für eine Zeit und einen Ort freimacht, die uns nicht verloren gehen dürfen“, wie der Landesrabbiner von Westfalen Dr. Henry G. Brandt in seinem Vorwort zu Bergs Studie betont: „Er lehrt uns, [...], daß auch im Sumpf menschlicher Niedertracht und Sünde reine Blüten des Glaubens und Lebensbejahung wachsen können: Nämlich im Ghetto von Venedig.“[20] Worauf Brandt hier metaphorisch anspielt, nämlich die Vernichtung jüdischen Lebens und jüdischer Identität in Venedig durch die Deportationen während des Faschismus, hat Thomas in ihrer 2009 erschienenen Studie zu den Razzien im römischen Ghetto und im Ghetto von Venedig, die auch eine neu entstandene Sensibilität für das Thema in der (deutschsprachigen) Forschung dokumentiert, in überzeugender Weise nachgezeichnet. Aufbauen konnte sie hierbei auf der beachtlichen Studie von De Felice über die Geschichte der Juden während des italienischen Faschismus, auf die sich alle später entstandenen Schriften berufen, sowie auf die Monografien von Caracciolo und Schwarz.
Die Rezeption des wichtigsten Subtextes für die Literarisierung venezianischen Judentums, nämlich Shakespeares Shylock-Darstellung, wurde bisher v.a. unter theaterwissenschaftlicher (Burmeister, Gross, Lelyveld), judaistischer (Shapiro, Yaffe) und soziologischer (Sinsheimer) Perspektive untersucht. Aufbauend auf dem kulturwissenschaftlichen Ansatz von Schwanitz soll das geplante Projekt auch eine Analyse dieses fiktiven Repräsentanten venezianischer jüdischer Identität, dem Shakespeare den beeindruckenden Monolog „über die universale Würde des menschlichen Körpers“,[21] in den Mund gelegt hat,[22] vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart leisten.
FUSSNOTEN
[1] „L’anno 1349, fù ordinato, che [...] portassero la Lettera O sopra il petto. […] 1425 […] si ripublicò il Decreto di applicare l’O al Collo, con cordella gialla, e che non avessero Sinagoga. Pare però, che del 1515, si riducessero in un Luogo separato [i.e. il Ghetto] da Cristiani; e perché fossero conosciuti, si statuì, che metessero sopra il Capo Beretta gialla, come in seguito il Cappello rosso per Legge del Senato 1680.“
Grevembroch, Giovanni, Gli abiti de Veneziani di quasi ogni età con diligenza raccolti e dipinti nel secolo XVIII, hrsg. von Giovanni Mariacher und Danilo Reato, 4 Bde., Venezia 1981. (Reprint des auf 1751-1755 datierten Manuskripts Grevembrochs), Bd. 3, Nr. 62a (Grevembrochs Kostümbilder sind durchnummeriert und besitzen keine Paginierung.). Abb. 1: Grevembroch, Bd. 4, Nr. 62 b.
„Im Jahr 1349 wurde eine Verordnung erlassen, […], die [die Juden] dazu zwang, den Buchstaben „O“ auf der Brust zu tragen. [...] 1425 wurde das Dekret erneuert, [das den Juden vorschrieb], das „O“ mit einem gelben Band um den Hals zu tragen und das ihnen [den Bau von] Synagogen verbot. Allerdings versammelten sich [die Juden] offensichtlich seit 1515 an einem von den Christen getrennten Ort [nämlich dem späteren Ghetto von Cannaregio]. Um sie zu identifizieren [wenn sie das Ghetto verließen und sich unter Christen mischten], wurde entschieden, sie dazu zu zwingen, eine gelbe Kopfbedeckung zu tragen – ein Dekret, das 1680 erneuert wurde, wobei es sich dieses Mal aber nach einem Gesetz des Senats um einen roten Hut handelte.“ [Übersetzung F.B.]
[2] Die bibliografischen Angaben befinden sich am Ende des Exposés, Kursivierungen der meist in Klammern angegebenen Autorennamen kennzeichnen Sekundärliteraturtitel.
[3] Rilke, Rainer Maria, Eine Szene aus dem Ghetto von Venedig, in: Ders., Sämtliche Werke, hg. vom Rilke-Archiv in Verbindung mit Ruth Sieber-Rilke, Bd. 4, Frankfurt am Main 1961, S. 337-345. „Eine Szene aus dem Ghetto von Venedig“ findet sich unter den „Geschichten vom lieben Gott“.
[4] „‚Sie erinnern sich noch Venedigs?‘ ‚Aber, ich bitte Sie,‘ [...] ‚Wie sollte ich nicht – wer das einmal gesehen hat –. Diese Piazzetta – nicht wahr?‘ ‚Ja,‘ entgegnete ich, ‚ich erinnere mich besonders gern der Fahrt durch den Kanal, dieses leisen lautlosen Hingleitens am Rande von Vergangenheiten.‘ ‚Der Palazzo Franchetti‘, fiel ihm ein. ‚Die Cà Doro‘, – gab ich zurück. ‚Der Fischmarkt – ‚Der Palazzo Vendramin‘ ‚Wo Richard Wagner‘– fügte er rasch, als ein gebildeter Deutscher hinzu. Ich nickte: ‚Den Ponte, wissen Sie?‘ Er lächelte mit Orientierung: ‚Selbstverständlich, und das Museum, die Akademie, nicht zu vergessen, wo ein Tizian... ‘“ Ebd. S. 338.
[5] Ebd., S. 339.
[6] Die im Ghetto lebenden Familien waren gezwungen, „ ihre Häuser aufwärts, eines auf das Dach des anderen zu bauen. Und ihre Stadt, die nicht am Meere lag, wuchs so langsam in den Himmel hinaus, wie in ein anderes Meer, und um den Platz mit dem Brunnen erhoben sich auf allen Seiten die steilen Gebäude, wie die Wände irgend eines Riesenturms.“ Ebd., S. 342.
[7] Ebd., S. 344.
[8] Heine, Heinrich, Shakespeare’s Mädchen und Frauen, in: Ders., Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, hg. von Manfred Windfuhr, Bd. 10, Hamburg 1993. S. 7. 192. hier: S. 1118-128 (Jessika) und S. 130-135 (Portia).
[9] „Aber weit mehr als an alle solche historische Personen denkst du zu Venedig an Shakespeares Shylok, der immer noch lebt, während jene im Grabe längst vermodert sind, – und wenn du über den Rialto steigst, so sucht ihn dein Auge überall, und du meinst, er müsse dort hinter irgend einem Pfeiler zu finden sein, mit seinem jüdischen Rokelor, mit seinem mißtrauisch berechnenden Gesicht, und du glaubst manchmal sogar seine kreischende Stimme zu hören: ‚dreytausend Dukaten – gut!‘“ Ebd. S. 133.
[10] Ebd. S. 134-135.
[11] Als Symbol der Gerechtigkeit und als Instrument, um das Pfund Fleisch Antonios abzuwiegen gleichermaßen.
[12] „Ahasver und Shylock – das sind bis ins 19. Jahrhundert die einzig bedeutenden literarischen Figuren des Juden in der Diaspora. Derselbe Fluch lastet auf ihnen: Er hat Shylock ins Ghetto gezwungen und Ahasver ins ewige Exil getrieben.“ Schwanitz, Dietrich, Das Shylock-Syndrom oder Die Dramaturgie der Barbarei. München und Zürich 21998.
[13] Helene Harth im Vorwort: zu Thomas, Linda, Die Juden im faschistischen Italien. Die Razzien im römischen Ghetto und im Ghetto von Venedig, Frankfurt am Main, Berlin, Bern et al. 2009. S. 6:
„Das Buch von Linda Thomas richtet den Blick auf zwei wichtige Brennpunkte dieser unfassbaren Vernichtungskampagne, das riesige Ghetto von Rom und das kleinere aber deshalb nicht minder bedeutsame Ghetto von Venedig. Sie geht der Geschichte dieser beiden wichtigen Orte europäischer Gedächtniskultur nach, rekonstruiert das Leben dort von den Anfängen bis zum drohenden Holocaust und beschreibt den Vollzug der faschistischen Razzien in beiden Ghettos.“
[14]„Auf der anderen Seite des Platzes stand [ein] Gebäude […] mit schweren roten Vorhängen vor halberblindeten Fenstern. [...] Die Synagoge. Dann war plötzlich alles verändert. Ein Schatten fiel sekundenlang über Johanns Augen und warf einen dichtgewebten, täuschenden Schleier über den Platz [...]. Johann glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren. [...]. Die Juden sind arme Hunde, musste er wie unter Zwang denken, müssen jedes Mal allen Schmutz, den andere aufgerührt haben, ’runterschlucken – und haben nichts davon, wenn ihre Namen später auf einer Gedenktafel stehen. [...] Das Leben ist ein Pogrom ohne Ende, wieder und wieder hat es schon Milliarden hingemetzelt [...].“ Hinterberger, Ernst, Salz der Erde. Wien und Hamburg 1966. S. 161-163.
[15] Berg, Silke, Il Ghetto di Venezia. Das erste Jüdische Ghetto in Europa, Frankfurt am Main 1996. S. 31.
[16] Och, Gunnar und Hartmut Bobzin (Hgg.), Jüdisches Leben in Franken, Würzburg 2002. S. 9.
[17] Schade, Claudia, Leben im Museum. Italien: Die Juden in Venedig leiden unter dem Tourismus – und profitieren von ihm. www.lomdim.de/md2008/02/07.html. Abruf vom 14.05.2009. 10.07 Uhr.
[18] Als methodologische Grundlage dient hier u.a. die kulturwissenschaftliche Monografie Offes: Offe, Sabine, Ausstellungen, Einstellungen, Entstellungen. Jüdische Museen in Deutschland und Österreich, Berlin und Wien 2000.
[19] Daxelmüller, Christoph, Elia Levita Bachur. Italien und die Volkskultur, in: Gunnar Och und Hartmut Bobzin (Hgg.), Jüdisches Leben in Franken, Würzburg 2002. S. 11-32, hier S. 26.
[20] Vorwort von Henry G. Brandt zu: Berg, Silke, Il Ghetto di Venezia. Das erste Jüdische Ghetto in Europa, Frankfurt am Main 1996., S. 2.
[21] Sennett, Richard, Fleisch und Stein. Der Körper und die Stadt in der westlichen Zivilisation. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Linda Meissner, Berlin 1995, S. 313.
[22] „Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?“ Shakespeare, William, The Merchant of Venice, III/1.53-60.
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Videografie
Literaturverfilmungen:
zu „Il giardino dei Finzi-Conti“:
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zu „Merchant of Venice“:
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Weber, Lois, The Merchant of Venice, 1914.
Felner, Peter, The Jew of Mestin, 1923.
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Moorse, George und Peter Zadek, Der Kaufmann von Venedig, 1990.
Radford, Michael, Der Kaufmann von Venedig, 2004.
Dokumentarfilm:
zum venezianischen Ghetto:
Pfeil, Bettina von, Shylocks Erben. Venedigs Kinder der Shoa, 2006.
Die hier skizzierte historische Entwicklung jüdischen Lebens in Venedig legt folgende Schwerpunkte einer rezeptionsästhetischen Analyse nahe:
Anhand jüdischer Selbstzeugnisse (Modena, Calimani)[2] und jüdischer sowie nichtjüdischer Charakterisierungen (Grevembroch, Manzoni) in Form von Reisebeschreibungen (Coryate, Cladders), Autobiografien (Modena), Tagebüchern und Archivalien, Veduten (dei Barberi) und grafischen Darstellungen soll die Geschichte der Eigen- und Fremdwahrnehmung des venezianischen Ghettos ab dem 17. Jahrhundert aus kulturanthropologischer Perspektive nachgezeichnet werden. Neben der soziokulturellen Historie, die auch das Verhältnis von Körper- und Raumbildern berücksichtigen soll (Sennett, Hettche, Brodsky), wird der spezifischen Topografie des Ortes Rechnung getragen: das Ghetto als kulturelle und merkantile Enklave innerhalb eines florierenden Staates, die aufgrund der extremen räumlichen Beschränkung eine singuläre Lebensform entstehen ließ. Deren äußere Erscheinungsform bildet die bis heute fast unverändert erhaltene Ghetto-Architektur, die aufgrund extremer Raumnot eine vertikale Ausdehnung verlangte. Daneben führte das Verbot, Synagogen auf jüdischen Grundstücken zu bauen, dazu, dass die Sakralbauten entweder auf den Dächern von Profanbauten errichtet oder ihre Fassaden nach dem Vorbild von Wohnhäusern gestaltet wurden. Auch im heutigen Stadtbild des venezianischen Ghettos sind die Synagogen für den Ortsunkundigen z.T. nur schwer zu identifizieren.
Diese in der Lagunenstadt einzigartige Architektur mit zum Teil achtstöckigen Gebäuden wurde auch literarisch gefasst und veranlasste beispielsweise Rainer Maria Rilke zu einer metaphysischen Deutung. In seiner „Szene aus dem Ghetto von Venedig“[3] setzt Rilke gegen das in Baedeker-Manier tradierte Venedigbild des konventionellen Bildungsbürgers[4] eine andere, individuellere, authentischere Form Venedigs – nämlich das Venedig des Ghettos: In der abseits der Touristenpfade hinter „gedrängte[n] Gassen und schwarze[n] verqualmte[n] Torgänge[n]“ gelegenen Topografie des Ghettos[5] siedelt Rilke die Geschichte von Melchisedech und seiner Enkelin Esther an. Die architektonische Besonderheit des Ortes[6] wird für Rilke zur Basis einer metaphysischen Gottesschau Melchisedechs, der die Angewohnheit besitzt, in das jeweils höchste Gebäude zu ziehen und schließlich das zu erblicken, was den übrigen Ghettobewohnern verborgen bleibt: „ein stilles, silbernes Licht“ am Horizont, „Das Meer“,[7] das nicht nur als metaphysische, sondern auch als historische Metapher für die sich im Text bereits andeutende Befreiung der Juden aus den Grenzen des Ghettos durch die napoleonischen Truppen zu lesen ist. Vorbild für Rilkes Geschichte ist nicht nur die gleichnamige jüdische Gestalt des Melchisedech aus Giovanni Boccaccios „Decamerone“ und Lessings Drama „Nathan der Weise“, sondern auch die Figur des Shylock aus Shakespeares Stück „Der Kaufmann von Venedig“. Die 1600 erstmals veröffentlichte Komödie, die den Diskurs um antisemitische Tendenzen (anders als noch Shakespeares Vorbild „The Jew of Malta“ von Christopher Marlowe) in die Lagunenstadt verlegt, bereitete den entscheidenden Schritt zur Literarisierung des venezianischen Judentums vor.
Entsprechend soll – basierend auf dem ersten großen Schwerpunkt des Projekts einer eher soziohistorisch motivierten Analyse der Dispositive von Raumrelationen, Raumdimensionen und Topografie – eine komparatistische Fokussierung auf die Literarisierung jüdischen Lebens in Venedig erfolgen. Ein Aufzeigen antisemitischer und philosemitischer Tendenzen in der literarischen, theatralen und kinematografischen Darstellung des venezianischen Juden Shylock ab dem 18. Jahrhundert, die sich bis in zeitgenössische Bearbeitungen verfolgen lassen (Pressler, Radford), soll einen der literatur- und medienwissenschaftlichen Schwerpunkte des Projekts bilden.
Neben Rilkes „Szene aus dem Ghetto“ bildet Heinrich Heines sensualistische Deutung der beiden Shakespeareschen Frauengestalten Jessica und Porzia im Rahmen seiner 1838 publizierten Sammlung über „Shakespeare’s Mädchen und Frauen“ den zweiten wichtigen Schlüsseltext deutschsprachiger Shylockrezeption.[8] Während Heine in den Reflexionen über Jessica zu einer allgemeineren Beurteilung der interreligiösen Differenzen seiner eigenen Zeit kommt, erfolgt im Porzia-Kapitel auf der Basis des Shakespeareschen Textes explizit eine Zusammenschau des ‚Jüdischen‘ und des ‚Venezianischen‘.[9] Hatte Rilke seine Ghetto-Erzählung bewusst ins 18. Jahrhundert vorverlegt, so schildert Heine einen Besuch im zeitgenössischen Ghetto von Venedig an Jom Kippur, das ihm zum Sinnbild der Situation der europäischen Juden im 19. Jahrhundert generell wird – personifiziert in der Shakespeareschen Gestalt des Shylock:
Trotz dem daß ich in der Synagoge von Venedig nach allen Seiten umherspähete, konnte ich das Antlitz des Shyloks nirgends erblicken. Und doch war es mir, als halte er sich dort verborgen, unter irgend einem jener weißen Talare, inbrünstiger betend als seine übrigen Glaubensgenossen, mit stürmischer Wildheit, ja mit Raserey hinaufstrebend zum Throne Jehovahs [...]! Ich sah ihn nicht. Aber gegen Abend [...] hörte ich eine Stimme, worin Thränen rieselten, wie sie nie mit den Augen geweint werden ... [...] Es waren Schmerzlaute, wie sie nur aus einer Brust kommen konnten, die all das Martyrthum, welches ein ganzes gequältes Volk seit achtzehn Jahrhunderten ertragen hat, in sich verschlossen hielt ... [...] Und diese Stimme schien mir wohlbekannt, und mir war, als hätte ich sie einst gehört, wie sie eben so verzweiflungsvoll jammerte: „Jessika, mein Kind!“[10]
Neben intertextuellen Bezügen sollen aber auch ikonotextuelle Interdependenzen in Form von Karikaturen, Illustrationen von Shakespeareausgaben und -inszenierungen Berücksichtigung finden. Auch auf der Bildebene erfolgt – neben einer sich rasch herausbildenden gemeinsamen Ikonografie, die Shylock die Attribute Waage[11] und Messer zuschreibt – eine Einschreibung des ‚Jüdischen‘ in die Topografie des venezianischen Stadtbildes, wie beispielsweise die Darstellung Macreadys als Shylock vor der eindeutig zu identifizierenden Architektur des Dogenpalastes zeigt. In diese Tradition einer wechselseitigen Durchdringung von Bühnen- und Stadtbild, einer Transferierung architektonischer Details der Lagunenstadt auf die Bühne und vice versa reiht sich beispielsweise auch der jüdische Künstler und Bühnenbildner Emanuele Luzzati ein: Eine Ausstellung unter der Schirmherrschaft der jüdischen Gemeinde Venedigs präsentierte einen Zyklus von Collagen mit dem Titel „Il Ghetto di Venezia visto da Emanuele Luzzati“. Der nicht zufällig bühnenbildhaft wirkende Charakter der Darstellung, der auf den ersten Blick an eine Inszenierung des ‚Jüdischen‘ in der Topografie des Ghettos denken lässt, nutzt ganz bewusst die Stadt als Bühne für die Interpretation jüdischen Lebens als integralem Bestandteil des venezianischen Alltags. Eine der Deutung Heines vergleichbare fiktive Situierung der Bühnengestalt Shylock in einer realtopografischen Darstellung Venedigs findet sich dagegen in William Turners Ölgemälde „The Grand Canal. Venice“. Erst der Ausstellungskatalog der Royal Academy von 1837 gibt Aufschluss darüber, dass die braun gekleidete Figur am rechten unteren Bildrand als Shylock mit Schuldschein in der Hand zu identifizieren ist und damit der Vedute eine ‚jüdische’ Signatur verleiht.
Die Durchdringung von Historizität und Fiktionalität bildet auch die Basis für die Analyse zeitgenössischer historischer Romane, die – obgleich einem eher populärkulturellen Genre entstammend – wichtige Dokumente eines aktuellen literarischen Umgangs mit der Geschichte der Juden in Venedig darstellen (Bayer, Dunant, Goldstein, Guiladi, Park, Pressler). Gerade sie betonen die Popularität eines historischen, literarischen und kulturanthropologischen Sujets, das in der öffentlichen Wahrnehmung (eines sich in der Perspektive eines gewöhnlichen Venedigreisenden explizierenden Venedigbildes) sonst eher eine redundante Rolle spielt. Dass die zeitgenössische Verbindung von ‚Jüdischem‘ und ‚Venezianischem‘ auf bildmedialer und literarischer Ebene sich nicht nur auf die deutschsprachige Populärkultur beschränkt, zeigen u.a. der Comic aus der Corto Maltese-Serie des italienischen Autors Hugo Pratt sowie der etwa zeitgleich erschienene Kriminalroman „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“. Der 1986 in der italienischen Originalausgabe unter dem Titel „L’Amante senza fissa dimora“ publizierte Roman des Autorenduos Fruttero und Lucentini projiziert in Gestalt des Fremdenführers David Ashver Silvera den Mythos des ewigen Juden Ahasver auf die Lagunenstadt und führt damit neben Shylock eine zweite wichtige Figur in den jüdisch-venezianischen Diskurs ein.[12]
Neben der Fiktionalisierung jüdischer Geschichte im Medium der Populärkultur stellt das venezianische Ghetto in der europäischen Literatur der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auch einen „wichtige[n] Ort europäischer Gedächtniskultur“ dar.[13] Andersch und Hinterberger thematisieren am Beispiel Venedigs die Gräuel des Nationalsozialismus, wobei der Topografie des jüdischen Stadtviertels explizit die mnestische Funktion eines Gedächtnisortes zugesprochen wird: Erst in der performativen Konfrontation mit der Realität des Ghettos wird eine Verarbeitung bisher verdrängter Erinnerungen möglich, wie sie beispielsweise von Hinterberger an einer zentralen Stelle seines Romans in freilich plakativer Form gestaltet wird.[14]
Die Analyse von Formen individueller und kollektiver Gedächtniskulturen im heutigen politisch-soziokulturellen Umgang mit dem venezianischen Ghetto soll abschließend näher auf Aspekte einer Musealisierung des Ortes eingehen. Besaß die Topografie des Ghettos bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts eher den „Charakter eines Freilichtmuseums“,[15] so ist heute eine Reaktivierung jüdischen Lebens in Form eines koscheren Restaurants, jüdischer Buchhandlungen, Läden und Galerien, einer koscheren Fleischerei, einer Matze-Bäckerei und eines jüdischen Altenheims zu beobachten. Die von Och / Bobzin an anderer Stelle aufgeworfene Frage nach einem adäquaten Umgang mit der Shoah und dem zerstörten jüdischen Leben (nicht nur in Deutschland)[16] stellt sich auch angesichts des heutigen Umgangs mit dem venezianischen Ghetto. Eine hohe Mauer mit Stacheldraht und das Relief „Der letzte Zug“ des litauischen Bildhauers Arbit Blatas am Campo de Gheto Novo gemahnen an die Deportationen während des Faschismus. Daneben gibt aber auch ein von der venezianischen Stadtverwaltung betriebenes jüdisches Museum, dem die sefardische Gemeinde Kultgegenstände als Ausstellungsobjekte zur Verfügung stellt, Aufschluss über die reiche Geschichte der Juden in Venedig. Der Frage nach der Überwindung des Konflikts zwischen einer Musealisierung des Ghettos, die stets der latenten Gefahr einer touristischen Banalisierung unterliegt,[17] und einem aktiven jüdischen Gemeindeleben soll deshalb abschließend unter kuratorisch-museumspädagogischen Vorzeichen nachgegangen werden, wobei auch vergleichbare oder konträre Konzepte anderer jüdischer Museen in die Analyse einzubeziehen sind.[18]
FORSCHUNGSSTAND
In den neueren Monografien zur literarischen Venedig-Darstellung (Corbineau-Hoffmann, Dieterle, Pellegrini, Schenk) findet die Rezeption des venezianischen Ghettos bisher keine Berücksichtigung. Zwar erfährt die lange Traditionslinie einer imagologischen Venedigliteratur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert eine umfassende und überzeugende Aufarbeitung, doch erfolgt keine thematische Schwerpunktsetzung auf die Topografie des venezianischen Ghettos. Auch in der seit 1992 existierenden „Jüdische Städtebilder“-Reihe des vom Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld gegründeten Jüdischen Verlags, in der in anthologischer Form europäische Städte mit einstmals größeren jüdischen Gemeinden (Prag, Krakau, Wien, Hamburg, Berlin, Budapest, Amsterdam etc.) literarisch porträtiert werden, erfolgte bisher keine Würdigung des jüdischen Lebens in Venedig. Ebenso lässt auch die wichtige dreibändige von Horch / Glasenapp herausgegebene Anthologie zur Ghettoliteratur wie auch die Monografie von Stoffers zum selben Thema eine Berücksichtigung des venezianischen Ghettos vermissen: Die Ursache hierfür ist vermutlich in der Konzentration der Studien auf die deutsch-jüdische Literaturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu suchen, wie allgemein in der Forschung bisher eine Vernachlässigung des deutsch-italienischen jüdischen kulturellen Austausches zu konstatieren ist:
Wir sind in Deutschland gewohnt, die Geschichte der Juden [...] stets von West nach Ost, bzw. Ost nach West nachzuvollziehen. Das Beispiel des Elia Levita Bachur [eines bedeutenden, ursprünglich aus Franken stammenden Hebräisch-Gelehrten in Venedig. Anm. F.B.] zeigt jedoch, daß auch die Achsen Nord-Süd, bzw. Süd-Nord [...] einbezogen werden müssen. [Generell] fehlen systematische Untersuchungen zum intellektuellen und kulturellen Austausch sowie zum Wissenstransfer zwischen mittel- und südeuropäischer, zwischen aschkenasischer und sefardischer Welt. Denn neben der inzwischen längst bekannten Orientierung der jüdischen Gemeinden Deutschlands hin zum Osten finden geistige Austauschprozesse auch zum Süden statt, denen bislang nur in geringem Maße nachgegangen wurde.[19]
Auch auf kunsthistorischem Gebiet wies die viel beachtete Ausstellung in der Fondation Beyeler zum Thema „Venedig. Von Canaletto und Turner bis Monet“ vom 28.09.2008 bis 15.02.2009 in Basel, die die bildkünstlerische Darstellung Venedigs vom 18. bis zum 21. Jahrhundert verfolgte, (sowie der zugehörige Ausstellungskatalog) kein Beispiel einer bildkünstlerischen Interpretation des jüdischen Venedig auf. Zur Architektur des Ghettos (Carletto, Kessler) und seiner Sakralkunst (Sabar, Sandri / Alazraki) liegen wenige kürzere Aufsätze vor.
Die Schwerpunkte einer wissenschaftlichen Erforschung venezianischer jüdischer Identität und Kultur lagen bisher auf einem historiografischen Umgang mit der Geschichte des Ghettos, wie auch der Fokus der 2007 von Uwe Israel in Zusammenarbeit mit der Universität Ca’ Foscari Venedig organisierten Fachtagung zum Thema „Zwischenräume: jüdisch-christliche Lebenswelten unter venezianischer Herrschaft im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit“ beweist. Diese versuchte jedoch bereits in differenzierterer Form, Austausch- und Adaptionsprozesse zwischen der jüdischen Minorität und der christlichen Majorität im Venedig des 14. und 15. Jahrhunderts herauszuarbeiten.
Entsprechend reich präsentiert sich auch die Forschungsliteratur zur Geschichte des venezianischen Judentums: Neben Überblicksdarstellungen (Reinisch Sullam, Berg) gehen auch einige neuere historiografische Studien (Calimani, Cohen, Cozzi, Davis / Ravid, Finlay, Fortis, Milano, Steinbach) – mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung – detailliert auf die Geschichte des venezianischen Ghettos von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert ein und liefern damit ein breites historisches Fundament, auf dem die geplante kulturwissenschaftliche Studie aufzubauen vermag. Gerade diese Arbeiten zeigen auch „einen Weg durch das Dunkel unserer Erfahrung der 30er und 40er Jahre“ auf, „der uns den Blick für eine Zeit und einen Ort freimacht, die uns nicht verloren gehen dürfen“, wie der Landesrabbiner von Westfalen Dr. Henry G. Brandt in seinem Vorwort zu Bergs Studie betont: „Er lehrt uns, [...], daß auch im Sumpf menschlicher Niedertracht und Sünde reine Blüten des Glaubens und Lebensbejahung wachsen können: Nämlich im Ghetto von Venedig.“[20] Worauf Brandt hier metaphorisch anspielt, nämlich die Vernichtung jüdischen Lebens und jüdischer Identität in Venedig durch die Deportationen während des Faschismus, hat Thomas in ihrer 2009 erschienenen Studie zu den Razzien im römischen Ghetto und im Ghetto von Venedig, die auch eine neu entstandene Sensibilität für das Thema in der (deutschsprachigen) Forschung dokumentiert, in überzeugender Weise nachgezeichnet. Aufbauen konnte sie hierbei auf der beachtlichen Studie von De Felice über die Geschichte der Juden während des italienischen Faschismus, auf die sich alle später entstandenen Schriften berufen, sowie auf die Monografien von Caracciolo und Schwarz.
Die Rezeption des wichtigsten Subtextes für die Literarisierung venezianischen Judentums, nämlich Shakespeares Shylock-Darstellung, wurde bisher v.a. unter theaterwissenschaftlicher (Burmeister, Gross, Lelyveld), judaistischer (Shapiro, Yaffe) und soziologischer (Sinsheimer) Perspektive untersucht. Aufbauend auf dem kulturwissenschaftlichen Ansatz von Schwanitz soll das geplante Projekt auch eine Analyse dieses fiktiven Repräsentanten venezianischer jüdischer Identität, dem Shakespeare den beeindruckenden Monolog „über die universale Würde des menschlichen Körpers“,[21] in den Mund gelegt hat,[22] vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart leisten.
FUSSNOTEN
[1] „L’anno 1349, fù ordinato, che [...] portassero la Lettera O sopra il petto. […] 1425 […] si ripublicò il Decreto di applicare l’O al Collo, con cordella gialla, e che non avessero Sinagoga. Pare però, che del 1515, si riducessero in un Luogo separato [i.e. il Ghetto] da Cristiani; e perché fossero conosciuti, si statuì, che metessero sopra il Capo Beretta gialla, come in seguito il Cappello rosso per Legge del Senato 1680.“
Grevembroch, Giovanni, Gli abiti de Veneziani di quasi ogni età con diligenza raccolti e dipinti nel secolo XVIII, hrsg. von Giovanni Mariacher und Danilo Reato, 4 Bde., Venezia 1981. (Reprint des auf 1751-1755 datierten Manuskripts Grevembrochs), Bd. 3, Nr. 62a (Grevembrochs Kostümbilder sind durchnummeriert und besitzen keine Paginierung.). Abb. 1: Grevembroch, Bd. 4, Nr. 62 b.
„Im Jahr 1349 wurde eine Verordnung erlassen, […], die [die Juden] dazu zwang, den Buchstaben „O“ auf der Brust zu tragen. [...] 1425 wurde das Dekret erneuert, [das den Juden vorschrieb], das „O“ mit einem gelben Band um den Hals zu tragen und das ihnen [den Bau von] Synagogen verbot. Allerdings versammelten sich [die Juden] offensichtlich seit 1515 an einem von den Christen getrennten Ort [nämlich dem späteren Ghetto von Cannaregio]. Um sie zu identifizieren [wenn sie das Ghetto verließen und sich unter Christen mischten], wurde entschieden, sie dazu zu zwingen, eine gelbe Kopfbedeckung zu tragen – ein Dekret, das 1680 erneuert wurde, wobei es sich dieses Mal aber nach einem Gesetz des Senats um einen roten Hut handelte.“ [Übersetzung F.B.]
[2] Die bibliografischen Angaben befinden sich am Ende des Exposés, Kursivierungen der meist in Klammern angegebenen Autorennamen kennzeichnen Sekundärliteraturtitel.
[3] Rilke, Rainer Maria, Eine Szene aus dem Ghetto von Venedig, in: Ders., Sämtliche Werke, hg. vom Rilke-Archiv in Verbindung mit Ruth Sieber-Rilke, Bd. 4, Frankfurt am Main 1961, S. 337-345. „Eine Szene aus dem Ghetto von Venedig“ findet sich unter den „Geschichten vom lieben Gott“.
[4] „‚Sie erinnern sich noch Venedigs?‘ ‚Aber, ich bitte Sie,‘ [...] ‚Wie sollte ich nicht – wer das einmal gesehen hat –. Diese Piazzetta – nicht wahr?‘ ‚Ja,‘ entgegnete ich, ‚ich erinnere mich besonders gern der Fahrt durch den Kanal, dieses leisen lautlosen Hingleitens am Rande von Vergangenheiten.‘ ‚Der Palazzo Franchetti‘, fiel ihm ein. ‚Die Cà Doro‘, – gab ich zurück. ‚Der Fischmarkt – ‚Der Palazzo Vendramin‘ ‚Wo Richard Wagner‘– fügte er rasch, als ein gebildeter Deutscher hinzu. Ich nickte: ‚Den Ponte, wissen Sie?‘ Er lächelte mit Orientierung: ‚Selbstverständlich, und das Museum, die Akademie, nicht zu vergessen, wo ein Tizian... ‘“ Ebd. S. 338.
[5] Ebd., S. 339.
[6] Die im Ghetto lebenden Familien waren gezwungen, „ ihre Häuser aufwärts, eines auf das Dach des anderen zu bauen. Und ihre Stadt, die nicht am Meere lag, wuchs so langsam in den Himmel hinaus, wie in ein anderes Meer, und um den Platz mit dem Brunnen erhoben sich auf allen Seiten die steilen Gebäude, wie die Wände irgend eines Riesenturms.“ Ebd., S. 342.
[7] Ebd., S. 344.
[8] Heine, Heinrich, Shakespeare’s Mädchen und Frauen, in: Ders., Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, hg. von Manfred Windfuhr, Bd. 10, Hamburg 1993. S. 7. 192. hier: S. 1118-128 (Jessika) und S. 130-135 (Portia).
[9] „Aber weit mehr als an alle solche historische Personen denkst du zu Venedig an Shakespeares Shylok, der immer noch lebt, während jene im Grabe längst vermodert sind, – und wenn du über den Rialto steigst, so sucht ihn dein Auge überall, und du meinst, er müsse dort hinter irgend einem Pfeiler zu finden sein, mit seinem jüdischen Rokelor, mit seinem mißtrauisch berechnenden Gesicht, und du glaubst manchmal sogar seine kreischende Stimme zu hören: ‚dreytausend Dukaten – gut!‘“ Ebd. S. 133.
[10] Ebd. S. 134-135.
[11] Als Symbol der Gerechtigkeit und als Instrument, um das Pfund Fleisch Antonios abzuwiegen gleichermaßen.
[12] „Ahasver und Shylock – das sind bis ins 19. Jahrhundert die einzig bedeutenden literarischen Figuren des Juden in der Diaspora. Derselbe Fluch lastet auf ihnen: Er hat Shylock ins Ghetto gezwungen und Ahasver ins ewige Exil getrieben.“ Schwanitz, Dietrich, Das Shylock-Syndrom oder Die Dramaturgie der Barbarei. München und Zürich 21998.
[13] Helene Harth im Vorwort: zu Thomas, Linda, Die Juden im faschistischen Italien. Die Razzien im römischen Ghetto und im Ghetto von Venedig, Frankfurt am Main, Berlin, Bern et al. 2009. S. 6:
„Das Buch von Linda Thomas richtet den Blick auf zwei wichtige Brennpunkte dieser unfassbaren Vernichtungskampagne, das riesige Ghetto von Rom und das kleinere aber deshalb nicht minder bedeutsame Ghetto von Venedig. Sie geht der Geschichte dieser beiden wichtigen Orte europäischer Gedächtniskultur nach, rekonstruiert das Leben dort von den Anfängen bis zum drohenden Holocaust und beschreibt den Vollzug der faschistischen Razzien in beiden Ghettos.“
[14]„Auf der anderen Seite des Platzes stand [ein] Gebäude […] mit schweren roten Vorhängen vor halberblindeten Fenstern. [...] Die Synagoge. Dann war plötzlich alles verändert. Ein Schatten fiel sekundenlang über Johanns Augen und warf einen dichtgewebten, täuschenden Schleier über den Platz [...]. Johann glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren. [...]. Die Juden sind arme Hunde, musste er wie unter Zwang denken, müssen jedes Mal allen Schmutz, den andere aufgerührt haben, ’runterschlucken – und haben nichts davon, wenn ihre Namen später auf einer Gedenktafel stehen. [...] Das Leben ist ein Pogrom ohne Ende, wieder und wieder hat es schon Milliarden hingemetzelt [...].“ Hinterberger, Ernst, Salz der Erde. Wien und Hamburg 1966. S. 161-163.
[15] Berg, Silke, Il Ghetto di Venezia. Das erste Jüdische Ghetto in Europa, Frankfurt am Main 1996. S. 31.
[16] Och, Gunnar und Hartmut Bobzin (Hgg.), Jüdisches Leben in Franken, Würzburg 2002. S. 9.
[17] Schade, Claudia, Leben im Museum. Italien: Die Juden in Venedig leiden unter dem Tourismus – und profitieren von ihm. www.lomdim.de/md2008/02/07.html. Abruf vom 14.05.2009. 10.07 Uhr.
[18] Als methodologische Grundlage dient hier u.a. die kulturwissenschaftliche Monografie Offes: Offe, Sabine, Ausstellungen, Einstellungen, Entstellungen. Jüdische Museen in Deutschland und Österreich, Berlin und Wien 2000.
[19] Daxelmüller, Christoph, Elia Levita Bachur. Italien und die Volkskultur, in: Gunnar Och und Hartmut Bobzin (Hgg.), Jüdisches Leben in Franken, Würzburg 2002. S. 11-32, hier S. 26.
[20] Vorwort von Henry G. Brandt zu: Berg, Silke, Il Ghetto di Venezia. Das erste Jüdische Ghetto in Europa, Frankfurt am Main 1996., S. 2.
[21] Sennett, Richard, Fleisch und Stein. Der Körper und die Stadt in der westlichen Zivilisation. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Linda Meissner, Berlin 1995, S. 313.
[22] „Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?“ Shakespeare, William, The Merchant of Venice, III/1.53-60.
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Dokumentarfilm:
zum venezianischen Ghetto:
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